Empfängnisregelung
Für eine verantwortungsvolle Empfängnisregelung stehen heute zahlreiche Möglichkeiten zur Auswahl. Bei der Wahl einer Methode spielen deren Zuverlässigkeit, Unschädlichkeit, Reversibilität und Annehmbarkeit eine Rolle.
Höchste Zuverlässigkeit muss eine Methode bieten, wenn die persönliche Situation der Frau oder des Paares eine Schwangerschaft nicht zulässt. Die Zuverlässigkeit einer Methode wird nach der "Versagerquote" beurteilt, dem so genannten Pearl-Index.
Das heißt: Wenn 100 Frauen eine Methode 12 Monate lang anwenden, entspricht die Zahl der ungewollten Schwangerschaften dem Pearl-Index.
Eine Orientierungshilfe ist die Einteilung in Sicherheitsstufen:
Zuverlässigkeit | Methode | Versagerquote |
sehr hohe |
Jaydess Unterbindung Pille 3-Monatsspritze NuvaRing® (Vaginalring) |
0.2-0.5 |
hohe |
Minipille Kupfer-Spirale Pille danach |
1-2 |
mittlere |
Sympto-thermale Methode Scheidendiaphragma spermizide Creme/Gel Temperaturmethode Schaum-Ovula Verhütungs-Schwamm |
3-5
5-10 |
unsicher |
Knaus-Ogino Coitus interruptus |
15-20 |
Verschiedene Möglichkeiten
In der Folge werden die verschiedenen Methoden kurz vorgestellt:
Methoden mit periodischer Enthaltsamkeit
(Knaus-Ogino, Basaltemperatur, Sympto-thermale Methode)
Barrieremethoden
(Kondom, Scheidendiaphragma, chemische Verfahren)
Intrauterines System ( Mirena ) und Kupferspirale
Pille
(Monophasische Präparate, mehrphasische Präparate, Minipille)
Vaginalring (NuvaRing®, Circlet®)
Notfallverhütung
("Die Pille danach", Notfallspirale)
Geschichte der Verhütung
Verhütung damals
Seit Menschengedenken versuchen Frauen, sich vor ungewollten Schwangerschaften zu schützen. Aus dem Altertum liegen Schriftstücke vor, in denen über die Möglichkeiten der Verhütung berichtet wird. Empfohlen werden beispielsweise verschiedene Pflanzenextrakte wie Akazienblätter mit Honig, Olivenöl, Bleisalbe oder Weihrauch. Sie sollten bei vaginaler Anwendung die eindringenden Spermien abtöten. Eine sehr anschauliche Beschreibung liefert Soranus von Ephesus (etwa 100 n. Chr.): Nach der Ejakulation des Mannes soll die Frau sich zurückziehen, in die Hocke gehen und niesen - zusätzlich sollte durch das Auswischen der Scheide versucht werden, den Samen aus dem weiblichen Körper zu „lösen". Auch an Tieren wurden diverse Mittel erprobt; Kamele bekamen beispielsweise auf langen Reisen Steine in die Gebärmutter gelegt, um eine Trächtigkeit zu verhindern. Seit dem 16. Jahrhundert werden Kondome zur Vermeidung von Geschlechtskrankheiten eingesetzt. Andere Methoden wie Scheidenspülungen mit Spritzen und das Scheidendiaphragma wurden im 19. Jahrhundert entwickelt. Heutzutage gilt die orale Verhütung mit der „Pille" als eine der sichersten und beliebtesten Methoden der Verhütung. 1951 wurde in den USA die Pille erstmals als Verhütungsmittel zum Patent angemeldet, die Einführung erfolgte 1960. Ein Jahr später kam sie auch in Deutschland auf den Markt. Da sie hierzulande sehr umstritten war und mit diversen Moralvorstellungen kollidierte, wurde sie vorerst als Mittel zur „Behebung von Menstruationsstörungen" eingesetzt und zunächst nur verheirateten Frauen verschrieben. Seit Jahrzehnten ist ihre Verordnung zum Glück nicht mehr auf bestimmte Personengruppen beschränkt und für sehr viele Mädchen und Frauen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Verhütung heute
Zugewinn an sexueller Freiheit und bessere Lebensplanung. -
Laut einer aktuellen Umfrage unter 1.051 Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 30 Jahren ist Verhütung heutzutage „in": Insgesamt 83% der Befragten verhüten, wobei die Pille mit 70% die beliebteste Methode ist, gefolgt vom Kondom (51%). Die heute verfügbaren modernen und effektiven Verhütungsmethoden bieten Mädchen und Frauen einen Zugewinn an sexueller Freiheit. Sie können sich zuverlässig vor einer Schwangerschaft schützen und können ihre Zukunft hinsichtlich Partnerwahl, Familienwunsch, Ausbildung und beruflicher Karriere besser planen als vorherige Generationen.
Die veränderten gesellschaftlichen Strukturen sowie der freizügige Umgang mit dem Thema „Sexualität" in den Medien haben dazu beigetragen, dass junge Menschen ihre ersten sexuellen Erfahrungen immer früher machen. Auch der Beginn der Pubertät hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte nach vorn verschoben. So lässt sich bei Jugendlichen eine frühere Geschlechtsreife beobachten: Heutzutage haben Mädchen ihre erste Monatsblutung mit durchschnittlich 12,5 Jahren, bei Jungen findet in diesem Alter meist auch der erste Samenerguss statt. Die Möglichkeit der unkomplizierten Verhütung trägt dazu bei, dass die erste junge Liebe ohne unerwünschte Folgen bleibt.
Aufklärung heute
Schon früh kommt es, meist durch Schule oder Medien vermittelt, zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Verhütung. Fern jeglicher Lebenspraxis werden aber immer noch zu oft abstrakte und theoretische Inhalte behandelt.
Fatalerweise glauben die meisten Jugendlichen aber, ausreichend aufgeklärt zu sein, doch weist ihr Wissen im Bereich Verhütung und Schwangerschaft ganz erhebliche Lücken auf. Nach einer Umfrage des Robert Koch-Instituts und der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF) weiß ein Viertel der 15-Jährigen nicht, ab wann man schwanger werden kann. Viele meinen, beim „ersten Mal" könnte es nicht zu einer Empfängnis kommen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kennen über 80% der 15- bis 16-jährigen Mädchen auch den Zeitpunkt ihrer fruchtbaren Tage nicht.
Dennoch hat bereits jede zehnte 14-Jährige und jeder vierte 15-Jährige Geschlechtsverkehr - häufig ohne Verhütung. Wird bei den ersten sexuellen Kontakten doch verhütet, benutzten die meisten jungen Menschen die Pille oder das Kondom. Mit zunehmender sexueller Erfahrung wird überwiegend die Pille eingenommen, auch ist eine Tendenz zur Kombination von Pille und Kondom zur Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten zu verzeichnen.
Aufklärung muss heute daher frühzeitig und zielgruppenorientiert erfolgen. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass eine rein theoretische Wissensvermittlung, wie sie vielfach im Sexualkundeunterricht stattfindet, nicht ausreicht. Jugendliche müssen sich persönlich angesprochen fühlen, um Konsequenzen für ihre Entscheidungen zu ziehen. Die körperlichen Veränderungen in der Pubertät, die verschiedenen Verhütungsmethoden wie Kondome, Pille etc. sowie ihre konkrete Anwendung müssen genau wie sexuell übertragbare Krankheiten auf dem Lehrplan stehen - der Unterricht sollte beratenden Charakter haben, und die Lehrer sollten sich einfühlsam mit den Problemen ihrer heranwachsenden Schüler auseinandersetzen. Dabei hat es sich bewährt, wenn Mädchen und Jungen getrennte Unterrichtseinheiten haben mit dem jeweils gleichgeschlechtlichen Lehrer, weil sie dann eindeutig offener sprechen können!
Und was können Eltern tun? -
Bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Kind. Zeigen Sie Verständnis und erinnern Sie sich an Ihre eigene Pubertät mit ihren Problemen. So kann Ihr Kind Selbstbewusstsein aufbauen, zu sich „Ja" sagen, eigene Standpunkte entwickeln und verantwortungsbewusst mit sich und seinem Körper umgehen.